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Vortrag/Video Risikotechnologien und professioneller Ermessensspielraum in der Kinder- und Jugendhilfe

Prof. Dr. Pascal Bastian, Universität Koblenz-Landau

Wie gelangen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe zu Entscheidungen? Wie formieren sich Entscheidungen, die für Klientinnen und Klienten oft einschneidende Folgen haben? Kann eine digitale Standardisierung Hilfe bieten? Eine Studentin berichtet über den Vortrag „Risikotechnologien und professioneller Ermessensspielraum in der Kinder- und Jugendhilfe“ von Prof. Dr. Pascal Bastian, Universität Koblenz-Landau, am Dies Academicus „Herausforderung Digitalität“ an der EVHN am Reformationstag am 31. Oktober 2019 (Vortrag auch im EVHN-Youtube-Kanal).

„Prof. Dr. Pascal Bastian ging in seinen Ausführungen den Fragen nach:  Wie gelangen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe zu Entscheidungen? Wie formieren sich Entscheidungen, die für Klientinnen und Klienten oft einschneidende Folgen haben? Kann eine digitale Standardisierung Hilfe bieten?

Hierzu berichtete er von eigenen Forschungen in den USA: In Kalifornien werden von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern digitale Standard-Tools für die Einschätzung von Kindeswohlgefährdungen genutzt. Er stellte fest, dass trotz eines vorgegebenen Standard-Leitfadens, an dessen Ende eine nicht zu umgehende digital gefällte Entscheidung über das jeweilige weitere Vorgehen steht, einzelne Positionen reflektiert und diskutiert werden. Insbesondere dann, wenn Sachverhalte nicht in das vorgegebene Raster zu passen scheinen.

Hieraus wurden zwei verschiedene Positionen abgeleitet: Einerseits der Mensch als alleiniger Akteur, der fallbasiert, lebensweltorientiert einem hermeneutisch-fachlichem Ansatz folgt – und andererseits die Maschine, die mechanisch, statistisch, evidenzbasiert mit einem versicherungs-mathematischen Ansatz Entscheidungen trifft. Dies bewegt sich in dem Spannungsfeld zwischen den Forderungen nach mehr Regeln versus mehr Handlungsspielraum.

Als Ergebnis der Überlegungen ergab sich die Erkenntnis: Sozialpädagogische Entscheidungsfällung bleibt nach wie vor ein Balanceakt. Professionalität zeigt sich hier in der Fähigkeit zur „Netzwerk-Hermeneutik“, einem Zusammenwirken von Fachkraft und zur Verfügung stehendem Instrument.

Der Vortrag war für mich interessant, weil er zum einen eine Problematik in der praktischen Sozialen Arbeit zum Thema hatte, die im bisherigen Studium noch wenig diskutiert worden ist, zum anderen zeigte, wie eine anfängliche Forschungsfrage weiterführende Diskussionen nach sich ziehen kann.“

 

Text im Rahmen des Wahlpflichtfachs Forschungswerkstatt Empirische Sozialforschung (Prof. Dr. Carolin Freier): 
Karin Seibt, 5. Semester, Soziale Arbeit

 

Hier geht’s zum Video des vollständigen Vortrags.