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Weiterbildung ‚Spielleitung Szenisches Spiel‘ im Studiengang Gesundheits- und Pflegepädagogik

Erstmals an der EVHN schlossen 15 Studierende der Gesundheits- und Pflegepädagogik die Weiterbildung zur „Spielleitung im Szenischen Spiel“ ab. Die Teilnehmerinnen Corinna Brunkhorst und Mareike Martin berichten darüber: Die Weiterbildung startete bereits im Wintersemester 2020 mit dem Wahlfach „Grundlagen Erfahrungsbezogenes Lernen.“ Dozentin Prof. Dr. Claudia Winter gab darin eine Einführung zu empirischen Grundgedanken eines persönlichkeitsstärkenden Praxisbegleitungskonzepts.

Das Konzept zum Szenischen Lernen, das erstmals von Ingo Scheller beschrieben und von Prof. Dr. Uta Oelke, Professorin in der Fakultät V der Hochschule Hannover, und Dipl. Pflegepädagogin Gisela Ruwe, Schulleitung der Krankenpflegeschule an der Universitätsmedizin Göttingen der Pflegeausbildung etabliert wurde, stieß bei den Studierenden auf großes Interesse. Auch in den darauffolgenden Semestern beschäftigten sich die Studierenden unter Anleitung von Prof. Dr. Claudia Winkler in einem Wahlfach weiter mit den Möglichkeiten persönlichkeitsstärkender Praxisbegleitung und im sechsten Semester innerhalb der sogenannten „pädagogischen Vertiefung.“ Dabei entwickelten alle Studierenden in Gruppen bereits eigene Szenische Lerneinheiten zu selbstgewählten Themen, welche sie theoretisch begründeten und schriftlich ausarbeiteten.

Szenisches Lernen wird beschrieben als die Arbeit an und mit Haltungen. Hierzu gibt es verschiedene Methoden, die als Spielverfahren bezeichnet werden. In manchen bringen Teilnehmende eigene Konstrukte ein und experimentieren mit diesen beispielsweise anhand unterschiedlicher Nuancierungen ihrer Stimme oder verschiedenen Körperhaltungen. Es werden Beispielsweise Standbilder zu den behandelten Themen erbaut. In anderen schlüpfen Teilnehmende in Rollen selbst eingebrachter oder vorgegebener Szenen, fühlen sich in diese ein und tauschen sich aus diesem Perspektivwechsel heraus zu ihren Gedanken und Gefühlen aus. Im Anschluss werden die Erlebnisse aus den exemplarischen Situationen von ihnen selbst und den Beobachtenden reflektiert, so dass daraus Erfahrungen werden. Es entstanden Lerneinheiten zu den Themen „Ein Machtwort sprechen“, „Übers Sterben spricht man eben doch“, „Wenn zwei sich streiten – Konflikte im pflegerischen beruflichen Kontext“, „Shit happens – Was tun, wenn etwas schief läuft“ und „Gleich und doch ganz anders – Kultursensible Pflege“.

Parallel zum laufenden siebten Semester wurde angeboten, aufbauend auf die vorangegangenen Lernveranstaltungen, das letzte Modul in Form einer Aufbau-Weiterbildung zu belegen. An den fünf Terminen führte jeweils eine Gruppe der Studierenden die im vorangegangenen Semester ausgearbeitete szenische Lerneinheit durch. Dieses bedeutete, die Kommilitonen durch die zwei Tage der Lerneinheit zu führen. Zum Abschluss jeder Lerneinheit reflektierten die Studierenden diese gemeinsam und erhielten von Frau Winter Rückmeldung.

Ein Weiterbildungswochenende im Januar war der Höhepunkt der gesamten Weiterbildungszeit: Prof. Dr. Uta Oelke war nach Nürnberg gereist, um zu sehen, auf welche Weise das von ihr begründete Reflexionskonzept hier umgesetzt wird. Sie gab den Studierenden durch ihre motivierende Rückmeldung Mut, die szenische Lerneinheit weiterzuentwickeln und das Spiel allgemein in ihrer zukünftigen Berufstätigkeit zu nutzen.

Anfang Februar folgte auf die letzte Lerneinheit die Verleihung der Hochschulzertifikate zum Spielleiter/zur Spielleiterin, bei welcher auch die Leiterin Institut für Fort- und Weiterbildung, Innovation und Transfer (IFIT) der EVHN, Christa Stahl-Lang, anwesend war. Das Zertifikat wurde vom IFIT verliehen.

Prof. Dr. Claudia Winter gab den Teilnehmenden abschließend einige Wort in Anlehnung an Bertold Brecht mit auf den Weg: „Liebe Spielleiterinnen und Spielleiter, das Schicksal des Menschen ist der Mensch – und das Schicksal der Pflege ist die Pflege. Sie haben (fast) alle Abgründe der Pflege erforscht. Deshalb – so meine ich – haben Sie das Recht und zugleich die Verpflichtung dazu, über und für die Pflege zu reden. Machen Sie – im doppelten Sinne – Theater. Und wenn Sie darüber urteilen, ob Sie ausreichend gutes Theater gemacht haben, dann denken Sie daran: Das (Brecht’sche) Theater wird nicht danach beurteilt, wieweit es die Gewohnheiten des Publikums befriedigt, sondern danach, wieweit es sie verändert. Verändern Sie also die Gewohnheiten Auszubildender, verhindern Sie Chamäleon-Kompetenz, identitätstheoretische Verhaltensmuster sowie Cool-out, Burnout und Drop-out in der Pflege. Lassen Sie keinen verderben, auch nicht sich selbst. Erfüllen Sie jeden mit Glück, auch sich selbst. Dann ist es gut. Ändern Sie die Pflege, denn sie braucht es.“

Text: Corinna Brunkhorst und Mareike Martin

 

Weitere Informationen: www.evhn.de/ifit/szenisches-spiel